Oben über den Bergen zuckende Blitze und dumpfes Donnergrollen, unten auf dem Platz überhitzte Dampfkessel bei zwei Profis des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg. Die wenigen Kiebitze auf der Anlage des SK St. Johann bekamen am Montag bei der späten Nachmittagseinheit der Zebras nicht nur eine intensive Spielform geboten, sondern auch einen handfesten Disput.
Als Trainer Ilia Gruev drei Teams in einem abgestecken Spielfeldbereich Pressing- und Pass-Situationen üben ließ, klappte nicht alles nach Wunsch. Irgendwann rasselten Mittelfeldspieler Baris Özbek und Stürmer Stanislav Iljutcenko aneinander. Zuerst verbal („Halt die Fresse“, „halt doch selber die Fresse“), dann körperlich. Özbek deutete einen Kopfstoß Richtung Iljutcenko an, der sich seinerseits aus der unangenehmen Situation mit einem Schubser befreite.
In Bruchteilen von Sekunden ging Gruev dazwischen und löste die brisante Lage, indem er zuerst eine Geldstrafe für die Streithähne aussprach („Beide 100 Euro“), dann deutliche Worte an seine Gefolgschaft richtete und das komplette Team auf mehrere Strafrunden um den Platz schickte.
Als die Trainingseinheit fortgesetzt wurde, kam es noch einmal zu einem kurzen Meinungsaustausch zwischen Özbek und Iljutcenko. Diese Szenerie klärte sich, in dem Mannschaftsratsmitglied Thomas Bröker beschwichtigend auf Baris Özbek einwirkte und seinen Teamkollegen in einen anderen Spielfeldbereich führte. Ilia Gruev stellte nach Beendigung der Trainingseinheit, die wegen heftigen Regens ein paar Minuten früher abgepfiffen wurde, fest: „Ich finde es nicht schlimm, wenn zwei Spieler einmal aneinandergeraten. Wir sind jetzt acht Tage im Trainingslager in St. Johann, da kann es dann in der einen oder anderen Situation auch mal emotionaler zugehen.“
Du kannst in einem Trainingslager nicht nur kuscheln und dann erwarten, dass die Jungs im ersten Punktspiel gegen den SC Paderborn aggressiv zur Sache gehen
Jürgen Marbach
Gruev selbst räumte mit einem Augenzwinkern ein, „dass ich manchmal auch schreien möchte, dann aber doch wieder runterkomme.“ Seine Maßnahme, nicht explizit die zwei Spieler mit den überhitzten Aggregaten abzustrafen, sondern die ganze Gruppe mit einzubeziehen, mag auf den ersten Blick wie Sippenhaft aussehen, dient aber der Wahrung der Disziplin. Gruev sagt damit klar: So geht es nicht, alle haben darunter zu leiden, wenn Leute ausscheren.
Aufsichtsratschef Jürgen Marbach war bei Konflikt-Entstehung und Problemlösung wenige Meter entfernt am Spielfeldrand dabei. Der Funktionär betrachtete das Szenario ganz entspannt. „Du kannst in einem Trainingslager nicht nur kuscheln und dann erwarten, dass die Jungs im ersten Punktspiel gegen den SC Paderborn aggressiv zur Sache gehen. Ilia Gruev arbeitet hier mit einer natürlichen Autorität. Und genau so hat er auch die Auseinandersetzung auf dem Platz gelöst. Danach hat Thomas Bröker mit seiner ganzen Erfahrung noch eingegriffen.“